Dienstag, 11. März 2014

Der Gottbettler von Michael Marcus Thurner, Rezension

Folgende Rezension zu Michael Marcus Thurners aktuellem Fantasyroman "Der Gottbettler" (erschienen 2013 bei Blanvalet) habe ich kürzlich als Ergebnis einer Leserunde mit dem Autor bei lovelybooks.de eingestellt und hier möchte ich sie euch nicht vorenthalten.

Der österreichische Schriftsteller Michael Marcus Thurner, der als einer der kompetentesten und beliebtesten der Perry-Rhodan-Serie betrachtet werden kann, liefert auch mit "Der Gottbettler" überzeugende Arbeit ab. Dabei sind es hier vor allem die Protagonisten und die Sprachgewalt, die den Leser an das Buch fesseln.

Die Figuren sind allesamt keine Sympathieträger im klassische  Sinn. Jeder hat ein paar Leichen im Keller und denkt zunächst an seinen eigenen Vorteil. Ja, oft sind es nur feine Schattierungen, die die Unterschiede  der Charaktere ausmachen. Hervorheben möchte ich den Heerführer des Gottbettlers, Metcairn Nife, bei dem man nie so genau weiß, woran man eigentlich ist. Er vereint gute wie böse Eigenschaften in sich, obwohl er ganz klar den Bösen zugeordnet werden kann. Pirmen jedoch fängt als relativ guter Charakter an, wird jedoch im Laufe der Handlung immer unsympathischer. Mit einer Verstümmelung einhergehend verkrüppelt auch sein Verstand oder seine Seele.

 Die Handlung des Buches ist einfach gehalten und beschränkt sich auf eine Queste mit klarem Ziel: den mysteriösen Gottbettler und sein Heer aufhalten. Dabei mutet der Plot oft wie eine kleine, aber feine Abenteuergeschichte im Stil eines R.A. Salvatore an, oder generell gesprochen, wie Band X einer Reihe wie FORGOTTEN REALMS, DRAGONLANCE etc. Analog dazu ist der Schauplatz der Handlung, der Weltentwurf, sehr überschaubar, wenn auch nicht ohne Faszination. Thurner ist einfallsreich im Erfinden interessanter Orte, wie etwa einer Steilklippenstadt mit mechanischem Aufzugsystem oder sogenannter schwimmender Städte. Die Völker sind weniger dem klassischen Fantasysetting entlehnt, also keine Elben/Elfen, Orks etc. Dafür einzigartig geschilderte Zwerge, die nichts mit LORD Of The RINGS oder SCHNEEWITTCHEN zu tun haben.

Ich erwähnte schon die besondere Sprachgewalt des Romans. Hier ist aber keine geschliffene poetische Sprache gemeint, keine den Intellekt fordernden Satzkonstruktionen, sondern vielmehr das unverblümte Vokabular, mit dem Thurner seiner Welt Leben einhaucht.  Es wird gehurt, gefickt, gespritzt, gepisst, gekotzt,  zerstückelt,  geflucht und so weiter. In der Schilderung von Gewalt und Sex hält sich Thurner gerade mal so weit zurück, dass eine Einstufung als eindeutige Pornographie verhindert wird. Dies sollte man unbedingt berücksichtigen, falls man etwas zartbesaitet ist. Das Setting ist überaus düster, dreckig und menschenverachtend. Man denke etwa an Filme wie DJANGO oder LEICHEN PFLASTERN SEINEN WEG.

Der ganze Text liest sich wunderbar flüssig, die Seiten fliegen nur so dahin und man will immer unbedingt wissen, wie es weitergeht. Dafür ist die charakterliche Entwicklung der Figuren viel zu spannend und das Geheimnis um den Gottbettler zu groß. Nur das Finale und die Auflösung mancher Rätsel wirkt zu überhastet und etwas undurchdacht. Bespielsweise baut Thurner die beiden Figuren Gottbettler und Metcairn Nife wunderbar auf, man wartet geradezu auf spektakuläre Enthüllungen und Plottwists  und dann - nichts. 

Mein Gesamtfazit: ein sehr kurzweiliges, spannendes und unterhaltsames Buch, dessen Schluss zwar nicht voll überzeugen kann, das aber Lust auf einen Nachfolgeband macht.

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